Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum Wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 14.2.2020

Szene 104 – Unser Vater im Himmel


Auszug aus meinem Pilgertagebuch während meiner Wanderung Richtung Indien, es war der 129. Tag meiner Wanderung, ich war im Raum Istanbul.

Am Morgen fuhr ich mit dem Hinayana an genau die Stelle, zu der ich gestern gelaufen war, eine Bushaltestelle kurz vor Büyükcekmece. Von hier war ich tags zuvor mit dem Bus zurückgefahren, allerdings erst mit dem vierten Bus, die ersten drei waren trotz meines Winkens durchgefahren – vollbesetzt. Beim vierten Bus wollte glücklicherweise jemand aussteigen, sodass ich mich hineinquetschen konnte. Glücklicherweise fahren die Busse im Abstand von 10 Minuten.

Wenn es in Bussen Sitzplätze gibt, so hat sich ein Mann nicht neben eine Frau zu setzen, umgekehrt geht das schon. Vor einigen Tagen saß ich zum Beispiel im Bus und eine – sehr deutlich nicht fundamentalistisch gekleidete junge Frau setzte sich neben mich. Einige Haltestellen später stieg eine andere junge Frau zu – ziemlich verschleiert, dabei aber elegant modebewusst. Der Schaffner sah mich an, ich schaute mich um, und wusste sofort, was zu tun ist. In der hinteren Reihe saßen nur zwei Männer. Ich stand also auf, um mich zu den Männern zu setzen und der Verschleierten den Platz neben der Aufgetakelten zu überlassen. Manchmal ist Islam ganz einfach.

Dort, wo ich gestern meine Wanderung unterbrochen hatte, und von wo ich mit dem Bus zurück nach Silivri, meinem bisherigen Standquartier gefahren war, genau an diese Stelle bin ich heute mit dem Hinayana gefahren, nachdem ich gegen 3.45 h Pilgerzeit im Hotel ausgecheckt hatte. Nun ging es weiter in die Richtung, in der ich die aufgehende Sonne erwartete. In Belikdüzü, das ist so klein, dass es mein Navi nicht kennt (gut 185.000 Einw.), habe ich die D100 gemieden und bin stattdessen eine parallel verlaufende Straße durchs Gewerbegebiet gegangen, in dem die Bevölkerung mehrheitlich aus verwilderten Hunden besteht (also mindestens 300.000 Einwohner!). Wir begrüßten uns gegenseitig freundlich, insoweit die Vierbeiner geruhten nicht mehr zu ruhen, was allerdings noch sehr viele dieser Langschläfer taten.

Dann musste ich eine Meerenge über queren, wobei ich eine sehr alte Brücke (Bild oben) benützte, die Pfeiler auf drei künstlichen Inseln hatte. Meiner Meinung nach muss diese Brücke noch aus der Zeit sein, als Konstantinopel die Hauptstadt des Imperium Romanum (Ostrom) war. Wunderschön hob sich hinter der alten Brücke die Silhouette der Stadt auf einem Berg ab, dessen Spitze ein Fernsehturm krönte. Leider entpuppte sich danach die D 100 - und eine wirkliche Alternative dazu gab es hier nicht - als für Fußgänger zunehmend schwerer passierbar, da teilweise die Standspuren fehlten und dort, wo sie da waren, waren sie meist Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsspuren an Einmündungen auf diese teilweise nunmehr zwölfspurige Straße - nicht wirklich das, was man sich unter einem idyllischen Pilgerpfad vorstellt (Bild unten). Ein Glück, dass ich ab morgen von hier bis zum Bosporus nicht mehr dieser Straße folge, sondern der Küstenstraße entlang dem Marmarameer, wo es endlich eine Bahnlinie gibt, in der ich jederzeit meine Fahrt unterbrechen und zum Hostel fahren kann. (Wie damals irrtümlich glaubte - Anmerkung aus dem Jahr 2020)

Habe ich mich gestern meditativ an der Großen Mutter Erde (vgl. Szene 038 - Wandern auf der Erde) abgearbeitet, so hat es mir heute unser himmlischer Vater angetan. So umfassend die Bedeutung der Mahasattva-Bodhisattva Gaia auch ist, sie kann diese nicht zu unterschätzende Rolle nur dank unseres Vaters im Himmel tun, des kraftvollen Vaters Sonne, des Sol Invictus, des unbesiegten Mahasattva Sol, dem die Römer das Sonnenwendfest (die geweihte Nacht) am 25. Dezember widmeten. Und wirklich, so umfassend die Rolle der Großen Mutter Gaia ist, so könnte sie diese Rolle nicht spielen ohne die Energie, die sie von der Sonne erhält. Eisig kalt und keineswegs blau wäre unser Planet ohne die Kraft des väterlichen Energiespenders, den ansatzweise der Bodhisattva Ratnasambhava, der gelbe Buddha des Südens, verkörpert.

Alles Wachstum, alles Leben ist nur möglich durch die Kraft der Sonne. Sie ist es, die es ermöglicht, dass die Pflanzen wachsen, ohne SEIN Licht keine Photosynthese, somit keine grünen Pflanzen und kein für uns atembarer molekularer Sauerstoff. Alle Energie auf dieser Erde kommt von der Sonne, auch die Windenergie, denn der Wind weht nur aufgrund der Temperaturunterschiede, die ER verur- sacht, auch die Wasserenergie, denn damit Wasser nach unten fließen kann, muss es erst von IHM nach oben gehoben worden sein, und auch die fossile Energie, denn die fossilen Rohstoffe Kohle, Öl und Gas sind durch die Verwitterung der Pflanzen entstanden, die ER wachsen ließ. Selbst die Atomkraft ist sein Werk, denn ER ist das einzig sichere Atomkraftwerk im Umkreis von 10 Mrd. Kilometern - und die Atomkraft, die der Mensch entfesselt hat, konnte auch nur entstehen, da er Menschen, Tiere, Pflanzen entstehen ließ und er in seiner großen Gleichmut den Menschen auch hier gewähren ließ, auf dass er aus Fehlern lerne.


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