Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum Wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 30.1.2020

Szene 089 – Die Verlobung - 1973



Im September 1972 hatte ich Eleonore kennen gelernt. Sie war damals meine Schülerin in einem Stenokurs. Der Kurs endete im Dezember 1972. Nach dem letzten Kursabend hatten wir eine Kursabschiedsfeier gemacht, danach hatte ich Eli nach Hause gefahren und ihr dort eröffnet, ich könne sie zur Stiefografielehrerin ausbilden. Sie war interessiert, und ich nutzte diese Zeit zum näheren Kennenlernen, bald waren wir ein Paar. In den Osterferien hatten wir eine kurze Reise nach Frankreich unternommen und im Sommer waren wir mit dem Carstle in Skandinavien.

Alles ließ sich recht gut an. Im Herbst war dann die Ölkrise: die arabischen Staaten entdeckten das Öl als Waffe gegen Israel, sie drosselten die Lieferungen an mit Israel befreundete Staaten. In Deutschland wurde die Geschwindigkeit auf 80 km/h auf Landstraßen und 100 km/h auf Autobahnen beschränkt, um Benzin zu sparen, außerdem wurde das Autofahren an Wochenenden verboten.

In dieser Zeit verbrachten wir ein Wochenende im Wohnwagen meiner Mutter, der an einem nahe gelegenen See stand. Ich schlug vor, dort auch zu zweit Weihnachten zu feiern, wobei wir uns zusagten, von Weihnachtsgeschenken Abstand zu nehmen. Also zogen wir am Vormittag des Heiligen Abend, kurz bevor es wieder ein Fahrverbot gab, in den Wohnwagen.

Ich hatte vor, mich mit Eli zu verloben. Auf die Idee sie zu fragen, was sie davon hielte, wäre ich damals nicht gekommen. Also besorgte ich in Großauheim zwei Ringe in Weißgold, ließ unsere Namen eingravieren und verpackte sie.

Am Heiligen Abend dann kam ich vom Toilettenhäuschen zurück und hatte das kleine Päckchen mit den Ringen in der Hand. „Schau nur, das scheint das Christkind hier verloren zu haben!“ Eli war alles andere als zufrieden, als sie das Päckchen sah: „Wir haben uns doch versprochen nichts zu schenken!“ - Sie wollte es nicht öffnen.

Nach einigem hin und her sagte ich: „Ich weiß ja außerdem gar nicht, ob das Christkind das für dich oder für mich abgelegt hat, möglicherweise ist es für uns beide, wir können es ja gemeinsam öffnen.“

Auf diesen Kompromiss ließ sich Eli ein. Und siehe da: zwei Ringe – sogar mit Gravur. Sie war sprachlos. „Am besten ich streife dir den über, in dem >Horst< steht, damit du auch weißt, wo du hingehörst. Und du mir den mit deinem Namen.“ So machten wir es.

Anschließend fragte ich sie: „Und, wie fühlt es sich so an, wenn man plötzlch verlobt ist?“ - „Ach, das war unsere Verlobung? Und ich wurde gar nicht einmal gefragt?“ Auf diese Idee wäre ich absolut nicht gekommen.

Aber es schien ihr zu gefallen. Dann gingen wir zur Telefonzelle des Campingplatzes, um erst ihre Eltern, dann meine Mutter anzurufen. Elis Schwester Ernestine war am Apparat, als Eli eröffnete, sie sei jetzt verlobt. Ernestines Überraschungsschrei war laut und deutlich zu hören.

Später habe ich dann auch erfahren, dass eine Verlobung eine Eheversprechen ist, und dass man normalerweise vorher fragt. Aber in mancher Hinsicht war - und bin – ich ziemlich unwissend.

Es gab dann auch im Januar noch eine Feier im engsten Familienkreis, zu der Elis Vater (im Bild mit Kohlrübchen und Ernestine) einlud.


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