Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 20.1.2020

Szene 062 - Dharma unterm Dach


In Szene 057 habe ich von meinem 4-Stufenplan zur Etablierung eines Zentrums der Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens im Rhein-Main-Gebiet geschrieben. Für die erste Phase war geplant, Meditations- und Dharma(Buddhismus)-Abende in meiner Wohnung in Hanau-Großauheim anzubieten, in einer zweiten Phase, nämlich dann, wenn durchschnittlich mindestens sechs Personen daran teilnähmen, wollte ich dies im Großauheimer Bürgerhaus durchführen, in einer dritten Stufe in einen gemieteten Raum in Frankfurt gehen.

Im Juni 2002 war der erste dieser Meditations- und Dharmaabende für meine bisherigen Kursteilnehmer an der Volkshochschule angesetzt, und wir waren tatsächlich zu siebt. Damit waren wir schon hart an der Kapazitätsgrenze in meinem kleinen Raum. Ich wohnte damals in der Mansarde unseres Hauses in Großauheim, das ich drei Jahre zuvor der Mutter meiner Kinder überschrieben hatte. Nachdem diese den Mietvertrag mit dem ÖkoBüro Hanau gekündigt hatte, das zuvor im Erdgeschoss des Hauses untergebracht war, hatte ich die Unterlagen, die Lagerbestände und die Geräte (PC, Kopierer, Bindemaschine etc.) mit in meine Dachwohnung genommen, wo dies alles jetzt in meinem Arbeitszimmer stand. (Im ersten Obergeschoss wohnte Eli, die Mutter meiner Kinder, allein). Mein Arbeitszimmer ist das auf dem Bild gezeigte linke Mansardenzimmer. Da das Haus ein Walmdach hat, sind alle Zimmer mit schrägen Wänden an zwei Seiten.

Das rechte Mansardenzimmer diente bis dahin als „Neues, kleines OköBüro“. Hier konnten um einen Tisch bis zu acht Personen sitzen, und hier trafen sich damals die Koordination e.V., der VCD Kreisverband Main-Kinzig und die Bürgerliste Umwelt Großauheim. Für ein Bett für mich war kein Platz, statt dessen schlief ich auf einer Matratze, die dann aufgerichtet und hinter ein Bücherregal geschoben wurde. Mein Bettzeug wude, ebenso wie meine Kleidung, in einer Kom-mode verstaut.

Und in diesem Zimmer, dem „Neuen, kleinen ÖkoBüro“, das mir auch als Schlafkammer diente, wurden jetzt auch noch unsere Meditations- und Dharmaabende abgehalten. (Die Bilder entstanden auf einer Sitzung des VCD-KV Main-Kinzig.)

Wir hatten diese Abende vierzehntäglich angesetzt und beim zweiten Termin kamen leider nur noch vier Personen, nochmals zwei Wochen später waren wir nur noch zu dritt.

Ich bemühte mich zwar um Öffentlickeitsarbeit, machte Aushänge und schrieb jede zweite Woche eine Einladung per E-Mail an alle ehemaligen KursteilnehmerInnen der Volkshochschule, soweit diese sich damit einverstanden erklärt hatten; doch es wurde nicht besser. Inzwischen hatte ich auch eine Internetseite erstellt, die für die „FWBO Rhein-Main“ warb. Die Genehmigung dafür hatte ich mir beim Leiter des damals einzigen größeren FWBO-Zentrums (dem in Essen) geholt, mit dem auch das Aussehen (das gleiche wie bei den FWBO Essen) und der Inhalt abgestimmt war.

Meine größte Angst war vor jeder Veranstaltung, dass genau eine neue Person erscheint und sonst niemand. Kein Mensch, schon gar keine Frau, würde zu Meditationsabenden in einem Vorort Hanaus unterm Dach kommen, wenn er/sie dort mit dem Kursleiter allein ist. Auf diese Art war prakisch garantiert, dass neue Leute sofort wieder wegblieben.

Im Laufe des Jahres 2002 ergab es sich jedoch, dass ein Mitra – also eine Person, die fest zu einer FWBO-Gruppe gehört – aus Essen nach Frankfurt zog. Er hatte in der Mainmetropole eine „sprituelle WG“ mit einer anderen Frau von der FWBO gegründet. Auf diese Art waren wir dann immer einmal drei Leute von FWBO und ein bis zwei andere. Das war vor allem daher gut, weil die beiden Musiker (SängerInnen) waren und sich unsere Mantras dadurch richtig gut anhörten.

Allerdings zeigte sich bald, dass die WG nicht nur „sprituell“, sondern auch in anderer Hinsicht fruchtbar war, denn die Frau wurde schwanger und der Sänger verschwand.

Alle zwei Wochen putzte ich also das Treppenhaus, räumte auf, putzte das Zimmer, richtete das Bad blitzblank her, kaufte Blumen und Kerzen für den Schrein (und fürs Bad, es sollte ja angenehm wirken), sorgte für vegane Kekse (mussten damals aus England besorgt werden), schrieb Einladungen, machte Werbung, veranstaltete vhs-Kurse, immer in der Hoffnung, die Stufe 1 meines 4-Stufen-Plans so entwickeln zu können, dass der Übergang zur Stufe 2 (mindestens sechs Personen im Bürgerhaus) erreicht werden konnte.

graAllerdings wurden wir nie wieder sieben Leute, wie damals beim ersten Mal. Die zuvor schwangere Frau bekam ihr Kind und brachte dies zu den Abenden mit, aber auch inkl. Baby waren wir nie mehr als fünf. Inzwischen hatten ich meine Tochter, die im Erdgeschoss wohnte, auch noch als Babysitterin „angestellt“. Auf der Treppe stand unsere Spendenschachtel. Aber es war schon frustrierend, wenn wir bei all der Mühe und Vorbereitung (inkl. Baby bei meiner Tochter) gerade einmal vier Leute waren, für die ich auch noch Vorträge vorbereitete. Wenn dann noch neben der Enttäuschung über die geringe Zahl der Teilnehmer hinterher in der Spendenschale („gebt, was es euch wert ist“) meinen etwa 30-40 Stunden der Vorbereitung zum Hohn gerade einmal 2 DM in der Schachtel waren.

Gegen Ende des Jahres 2003 musste ich mir eingestehen, dass mein 4-Stufen-Plan so nicht durchführbar war. Wir waren damals normalerweise etwa zu dritt. Die beiden anderen, Michael und Sandra, kamen aus Offenbach bzw. Frankfurt. Auch die beiden FWBO-Leute (von der spirituellen WG) kamen aus Frankfurt. Und das obwohl Frankfurter sehr ungern nach außerhalb fahren.

Es war also illusorisch jemals auf die durchschnittlich sechs Leute zu kommen, die für Stufe 2 nötig wären. Ich sagte mir, dass ich das Projekt aufgeben müsste – oder eben gleich von Stufe 1 auf Stufe 3 (ein Zimmer in Frankfurt) übergehen müsste, was allerdings auch ein finanzielles Risi-ko darstellte. Schließlich war es Frankfurt, wo nicht nur rechnerisch sondern auch meinen Erfahrungen im letzten Jahr nach das größte, das einzig erfolgversprechende Potential zu sein schien. Davon an anderer Stelle mehr.

v
Das Bild entstand in dem Meditations-raum, der auch als „Neues, kleines Öko-Büro“ diente


Zurück zu  Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum Wohl aller Wesen.
Zurück zur Heimatseite