Horst, der Mensch: Der verschlungene Pfad in Richtung eines Lebens zum wohl aller Wesen – Geschichte eines europäischen Buddhisten - Stand 14.1.2020

Szene 49 – Zurück zur vhs - 2001



Als Jugendlicher hatte ich zahlreiche Volkshochschulkurse besucht. Mein Ziel war immer Weisheit - der Buddha hatte in seiner Zeit gesagt ein, Gelehrter sei „einer, der viel gehört hat“. Und dieses „viel hören“ (und lesen) war das Bildungsideal, das mich mein Leben lang begeleitet hat.

Seit ich 1969 zur Stiefografie gekommen war, hatte die vhs aber noch einen zweiten Aspekt für mich. Hier begann ich 1970 zu unterrichten. Hier begann ich, das, was ich gelernt und für gut befunden hatte, weiterzugeben. Ich übte Gebefreude, sicherte mir außerdem ein Taschengeld und entwickelte meine zurückhaltende, introvertrierte Persönlichkeit etwas weiter. Man könnte die 70er Jahre als meine vhs-Zeit bezeichnen.

Ende der 70er Jahre hatte sich gezeigt, dass auch der Rationellen Stenografie keine Zukunft beschert war, außerdem war ich inzwischen Schullehrer und hatte nicht mehr das Bedürfnis, auch abends noch einmal loszuziehen um zu unterrichten. Die 80er und die 90er Jahre hatte ich fern von der Institution vhs verbracht. Die 80er Jahre standen für mich vielmehr unter dem Stern „grün“ und die 90er Jahre waren die Entdeckung des Dharma, der Lehre des Buddha. Nachdem diese mir am Anfang klar und deutlich war, wurde ich immer verwirrter, je mehr ich las. Erst als ich zu Triratna (damals: FWBO) kam und den Ansatz Sangharakshitas kennen lernte, verzogen sich die Nebel der Unklarheit.

Der Dharma war nicht nur wahr, sondern auch wunderschön, und ich verspürte das Bedürfnis, diese erhabene Schönheit mit möglichst vielen Menschen zu teilen. Daher fragte ich bei Triratna, wie ich diese unterstützen könnte, den Dharma im Rhein-Main-Gebiet zu verbreiten. Man bremste mich aus, sicher weil man Bedenken hatte, dass ich, ein relativer Anfänger, Unsinn anrichten könnte. Außerdem gibt es bei Triratna feste Ansichten, wer wann und wie die Lehre weiter geben darf. Das bremste mich zunächst aus. Je mehr ich mich jedoch bei Triratna engagierte, desto eher bekam ich auch Ermunterung. Im Jahr 2001 war es so weit, zwei Ordensmitglieder (Shantipada und Dharmadipa) ermunterten mich, ich könne inzwischen Kurse über den Dharma und über Meditation anbieten. Sicherlich kamen sie nicht völlig alleine darauf. Ich hatte ihnen von meiner früheren vhs-Tätigkeit erzählt und von meinem Wunsch den Dharma weiter zu geben.

Selbstverständlich stürzte ich mich mit vollem Elan in das neue Projekt und in den nächsten Jahren gab ich an mehreren Volkshochschulen im Rhein-Main-Gebiet, u. a. in Hanau und Frankfurt, Kurse.

Es zeigte sich jedoch auch, dass nur ganz wenige Leute dorthin gingen, um den Dharma zu erlernen und zu praktizieren. Die meisten Menschen wollten einfach etwas über den Buddhismus erfahren, andere wollten meditieren. Dies zeigte die Grenzen dessen auf, was über die Institution vhs möglich ist. Aber mir kam eine andere Idee: die vhs ermöglichte mir Zugang zu Menschen, die zumindest ein minimales spirituelles Interesse hatten. Was nötig war, war eine Strategie, mit diesen Leuten effektiv weiter zu arbeiten. Ich entwickelte einen 4-Stufen-Plan. Aber das ist bereits eine andere Episode und wird an anderer Stelle erzählt werden (Szene 058).


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